Träumen Androiden von Freiheit? Über Gesellschaft und Politik in der Phantastik
Unter diesem Motto stand das dritte Branchentreffen des Phantastik Autoren Netzwerk, kurz PAN, das vom 19. bis 21. April in Köln stattgefunden hat. Mit großen Erwartungen wurde mir dieses Treffen schon letztes Jahr auf der Buchmesse in Frankfurt schmackhaft gemacht. Auch mir als (noch) Nichtmitglied stand es offen eine Karte zu kaufen, um teilzunehmen. Doch was ist von diesen drei intensiven Tagen geblieben? In erster Linie kann man das Treffen zusammenfassen mit „Die Phantastik ist bunt und vielfältig und das ist auch gut so!“. 

Neben tollen und informativen Vorträgen, Panels und Workshops möchte ich zunächst auf die vielen tollen Kontakte eingehen, die während des Treffens entstanden sind. Die Phantastik lebt vom miteinander, hier wird niemand als Konkurrent gesehen, sondern als Kollege! Dieser Zusammenhalt macht dabei nicht vor (selbstauferlegten) Genregrenzen halt. Ganz im Gegenteil! Die Vielfalt in der Phantastik regt förmlich dazu an, über seinen eigenen Tellerrand zu schauen und Neues zu entdecken. Dabei kann man munter und kontrovers diskutieren und sich trotzdem respektieren und tolerieren, etwas von dem unsere Gesellschaft dringend mehr benötigt! Egal ob Kurzgeschichtenprofi, Bestsellerautor oder Nachwuchsautor ohne bisherige Veröffentlichung, hier begegnet man sich auf Augenhöhe, denn wir sind alle „ein bischen verrückt“!
Ganz besonders hervorheben möchte ich Veronika Serwotka, und Matthias Teut. Wir haben zusammen einen wunderbaren Abend bei Gesprächen über Literatur, das Schreiben, Bloggen, Kochen und viele weitere Themen gehabt. Ein toller Abend, den wir hoffentlich bald mal wiederholen, und nicht erst, wenn wir alle in die mecklenburgische Provinz gezogen sind!

Los ging das Branchentreffen mit einem absoluten Knaller. Die Eröffnungs-Key-Note hielt Michael Baumann, Mitglieder der Gesellschaft für Fantastikforschung über Märchen im politischen Kontext. Ich werde nun in Zukunft vehement wiedersprechen, dass die Gebrüder Grimm der Anfang des Märchens sind, wobei ich auch eingestehen muss, dass ich oft aus Vereinfachungsgründen auch Tolkien als Begründer der Fantasy nenne, was genauso falsch ist.
Darauf folgte ein Vortrag über Science-Fiction. Nicht ganz mein Genre, aber unheimlich informativ und gut getroffen. Neben der Vortragenden verblüffte mich auch die Erkenntnis, dass auch Science-Fiction UND Fantasy geht! Aber auch hier zeigt sich wieder die Vielfalt. Darauf entfernten wir uns mit dem Thema Comics, Mangas und Graphic Novels noch weiter von „meinem“ Genre. Bis auf Asterix hatte ich damit kaum Berührungen (Marvel- und DC-Filme zähle ich hier nicht). Mich überraschte, die Vielfalt und auch die Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen diesen 3 Begriffen.
Zum intellektuellen Abschluss gab es eine kurze Einstimmung mit einem Vortrag zu Diversität, Intersektionalität und Repräsentation und politischer Dimensionen der Phantastik mit anschließender Podiumsdiskussion über die Verantwortung der Phantastik. Dabei wurden auch die Zuhörer mit einbezogen und es ergab sich eine lebhafte Diskussion. Leider verging die Zeit viel zu schnell, denn wir hätten bestimmt noch weitere Stunden damit verbringen können.

Am zweiten Tag wurden wir zunächst über die bisher erreichten Fortschritte bei der Phantastik-Bestenliste informiert. In meinen Augen ist es toll, dass es so etwas gibt und in kurzer Zeit wurde schon einiges erreicht. Der Einblick, wie die Liste erstellt wird, fand ich toll. Natürlich muss sich diese Liste auch weiterhin noch mehr in der Öffentlichkeit etablieren. Ein erster Schritt ist getan und ich wünsche ihr eine weiterhin so gute Entwicklung. Wer neugierig geworden ist, kann hier vorbeischauen: https://phantastik-bestenliste.de
Das beste dabei, ihr könnt selbst Vorschläge einreichen, wenn ihr denkt, dass ein Buch für die Liste in Frage kommt!
Darauf folge eine gänzlich andere Form der Phantastik. Ein informativer Vortrag über Science-Fiction und Phantastik am Fachwerk, genauer gesagt am Haus „Brusttuch“ in Goslar. Dabei erfuhr man auch gleich noch interessante Dinge über Alchemie und die Renaissance.
Danach ging es in einem Interview mit Ralph Neugebauer, Richter am OLG Düsseldorf um das Thema Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit. Neben sehr aktuellen Themen (Stichwort Echo) ging man auch auf die Thematik der rechten Verlage auf Buchmessen ein. Für mich mit der wichtigste Programmpunkt, da man diese Themen oft nicht richtig behandelt, weil eine rechtliche Beurteilung für den Laien schwierig bis unmöglich ist.
Anschließend durfte Tommy Krappweis mit viel Humor, Ironie und klaren Aussagen die Bühne übernehmen. Mit viel Witz, aber genauso viel Fachwissen erfuhren wir etwas über nordische Götter und den Umgang mit dem Missbrauch der eigenen Werke durch braunes Gesocks. Dies spielt, vor allem auch in den Sozialen Medien eine Rolle und hier ist es interessant zu sehen gewesen, wie ein betroffener und erfolgreicher Autor damit umgeht.
Danach blieben wir bei Social Media, machten uns aber auf den Weg zum roten Planeten YouTube. Tipps und Tricks, wie man dieses Medium effektiv nutzen kann und mit welchem Content man hier etwas erreicht (Katzenvideos!).
Den Abschluss des zweiten Tages machte zunächst ein Vortrag von Christian von Aster und die anschließende Diskussion im Panel, ob Autor ein Beruf ist, oder die Leidenschaft das einzig Wichtige ist. Eine Sache, die man sicherlich kontrovers sehen kann und auch so diskutiert wurde. Persönlich finde ich Leidenschaft beim Schreiben ganz wichtig (da wird mir auch kaum jemand widersprechen), allerdings brauche ich auch die Vernunft und die finanziellen Möglichkeiten in der heutigen Welt. Welche Mischung dieser drei Faktoren (sehr vereinfacht) für einen passt, muss jeder für sich selbst beantworten.

Damit endete der Teil mit Vorträgen und Panels. Zusammengefasst zeigte sich ein breites Bild der Phantastik. Auch wenn wir uns manchmal in Einzelfragen und Kleinigkeiten zu lange aufgehalten haben (Dumbledore, Ich werde nie mehr etwas am Beispiel Harry Potter erklären können!) war es ein intensiver und lehrreicher Austausch für alle beteiligten (hoffe ich jedenfalls).

Am dritten Tag ging es dann um Workshops. An dreien konnte jeder nach eigenem Geschmack und Interesse teilnehmen. Zunächst beschäftigte ich mich mit klassischen Plotstrukturen. Ein für mich aus Büchern bereits bekanntes Thema, aber mit jemand Erfahrenen darüber zu reden und diskutieren, hat mir an dem ein oder andern Punkt eine Kleien Erleuchtung gebracht. In der Folge beschäftigte ich mich mit der Stimme als wichtiges Werkzeug. Da ich auch viele Vorträge im Berufsleben halten darf und hoffentlich irgendwann auch mal soweit bin Lesungen halten zu können, habe ich mir hier einige Tipps und Tricks mitgenommen. Der letzte Workshop beschäftigte sich bei mir dann mit dem Schwertfuchteln. Nachdem ich laut Matthias Teut „Der Mann mit dem Schwert“ bin, also genau das richtige Thema für mich. Das Fazit: „Kampfszenen sind wie Sexszenen!“ Ich rätsel immer noch, ob das nun bedeutet, dass es bei mir im Buch keine Kampfszene geben wird, oder ob ich doch noch eine Sexszene brauche. 🙂

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Beteiligten, neuen und alten Kontakten und ganz besonders den Organisatoren für diese tollen drei Tage danken! Es war schön mit euch allen! Hoffentlich bis zum #PAN19

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