Aktuell ist ja das Internet voll von „Game-of-Thrones-Bashing“. Die letzte Staffel hat viele Fans enttäuscht. Auch mich hat die Staffel eher kalt gelassen. Im Folgenden versuche ich, Gründe dafür zu finden, warum ich, selbst von den ersten Staffeln begeistert, mittlerweile froh bin, dass es vorbei ist. Natürlich knüpft auch die achte Staffel an Dingen an, die mir persönlich gut gefallen haben, dennoch ist der Nachgeschmack eher negativ. Doch fangen wir zunächst mit einem positiven Punkt der Staffel an:

Achtung: Ab hier beginnen Spoiler zu Game of Thrones, insbesondere Staffel 8 vor!

Die Figurenentwicklung ist im großen und ganzen nachvollziehbar und schlüssig. Es wird konsequent der Weg weiter gegangen, dass es keine Person gibt, die nur „Gut“ oder nur „Böse“ ist. Sicherlich geht das an der ein oder anderen Stelle zu schnell und sprunghaft, aber genau diese Vielschichtigkeit der Hauptpersonen hat Game of Thrones immer schon ausgezeichnet. Und wenn man ehrlich ist, waren die Anzeichen schon immer gegeben, dass Daenerys genauso machtgierig ist wir Cersei. Diese Machtgier treibt sie von Beginn an an und macht sie zum ebenbürtigen Gegner von Cersei. Doch auch hier gibt es zwei Kritikpunkte. Die Serie geht die Zeit aus und darunter leidet die Charakterentwicklung, die deshalb sprunghaft und hektisch wirkt. Und manche Sexszene hätte man sich sparen können, weil sie eben nicht zur restlichen Handlung, geschweige denn zu den daran beteiligten Charakteren passt.

Neben der Charakterentwicklung hat Game of Thrones auch die Tatsache faszinierend gemacht, dass immer wieder Hauptfiguren starben. Betrachtet man die gesamten acht Staffeln als ein zusammenhängender Plot, so ist klar, dass zum Ende hin das Tempo dieser Tode ansteigt und das tut es ja auch. Allerdings leidet darunter die Akzeptanz der Tode. Zum einen wird man überhäuft damit und zum anderen fehlt die feine und sinnige Begründung der Tode. Finge es noch in Staffel 1 an mit Ned Stark, der wegen seiner Ehre hingerichtet wurde, über Joeffrey, der einfach grausam war bis hin zu Kleinfinger, der an seinen eigenen Intrigen zugrunde ging. In Staffel 8 fühlt es sich stellenweise eher so an, dass die Figuren einer nach der anderen auf die Schlachtbank geführt werden. So nimmt man die Tode zur Kenntnis, ist aber emotional wenig berührt, da den Szenen die Tiefe fehlt.

Im Vorfeld wurde viel erzählt über die längste Schlacht der Filmgeschichte, noch länger als Helms Klamm. Das Fazit dieser Schlacht ist kurz und knackig. Sie war ganz schön laaaaang. Zu lang. Eine Schlacht sollte sich nicht nur durch Länge definieren, aber recht viel mehr bleibt auch nicht von ihr in Erinnerung. Teilweise reihen sich immer wieder fast identische Szenen aneinander, die Verteidiger werden mehrmals überrannt, nur um doch zu überleben und wieder überrannt zu werden. Doch damit nicht genug. Generell an den Schlachten in der finalen Staffel ist die pure Dummheit der Strategen. Egal ob vereinigte Armee des Nordens oder die Truppen von Cersei rund um die Goldene Kompanie. Wieso stelle ich mich einer Übermacht auf dem freien Feld, wenn ich als Verteidiger starke Mauern zur Verfügung habe und die Angreifer nicht über ein einziges Belagerungsgerät verfügen? 

Das größte und offensichtliche Problem ist aber die Logik innerhalb der „Game-of-Thrones-Welt“. Kann man noch aus erzählerischer Freiheit darüber hinwegsehen, dass schon ab Staffel 6/7 die Hauptfiguren dank „neuster Magie“ innerhalb von Sekunden vom Norden in den Süden „apparieren“, so gibt es andere Punkte, die innerhalb von wenigen Folgen Stirnrunzeln hervorrufen. In einer Folge wird ein Drache aus dem Himmel geschossen, weil Euron Graufreud ihnen mit seinen Schiffen hinter einer flachen Insel aufgelauert hat. Nicht nur, dass die Drachen hoch oben fliegen und den Hinterhalt von weiten sehen müssten, wird der eine Drache quasi mit präzisen Schüssen zu Fall gebracht. In der Folge heißt es, ein Angriff mit dem verbleibenden Drachen Drogon auf Königsmund ist zu gefährlich und ein Himmelfahrtskommando. Nur um in der nächsten Folge die gesamte Flotte und sämtliche Balliste im Alleingang eben so zu vernichten. Und damit nicht genug, scheint Drachenfeuer mittlerweile auch ein „Upgrade“ erhalten haben und nun eine gewaltige Sprengkraft wie TNT zu besitzen. 

Bevor ich mich jetzt noch weitere Dinge finde, die mir nicht gefallen, will ich mit diesem Beitrag und auch mit Game of Thrones zum Ende kommen. Sicherlich kann man dabei geteilter Meinung sein, ob das Ende an sich passend ist. Mir persönlich gefällt das Ende recht gut, hat es doch nochmal eine martinschen Überraschungsmoment parat. Leider ist die Umsetzung des Endes bzw. die Vorbereitung während der achten Staffel katastrophal, weshalb das Ende gezwungen wirkt. Auch hier zeigt sich dann wieder, dass dem Ende zu wenig Zeit eingeräumt wird und man es förmlich hinter sich bringen will. Von dem Fanservice, Brom als Söldner zum Meister der Münze zu ernennen, möchte ich hier gar nicht erst anfangen. 

Zusammenfassend lässt sich also sagen. Eine Staffel, die im Eiltempo an einem vorbei rast, auf Logik, Plot oder Figurenentwicklung wird zu wenig Wert gelegt und es mangelt an Tiefe und Dialogen. So bietet die achte Staffel mehr eine typische Hollywood-0815-Leistung und kann in Gänze nicht überzeugen. In meinen Augen hätte die Serie eine würdigere Umsetzung des Endes verdient gehabt, aber nun ist es ja dann auch vorbei. 

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