Schreiben nicht die großen Schriftsteller einfach drauflos und es kommt ein geniales Werk raus? Nein! Unter den großen Schriftstellern gibt es sowohl einige, die drauf los schreiben und einen spannenden Roman erschaffen, als auch genügend Autoren, die planen bevor sie mit dem Schreiben beginnen. Hier gibt es kein richtig oder falsch, jeder muss für sich herausfinden, was für ihn am besten funktioniert. Meine Kurzgeschichten habe ich nicht geplant, sondern einfach geschrieben. Ich könnte mich hier als Discovery Writer bezeichnen. Allerdings habe ich mir da nicht viele Gedanken gemacht und wenn die Geschichte nach einer Seite zu Ende war, war sie dies. Bei meinem Romanprojekt schlage ich einen anderen Weg ein und gehe unter die Outliner oder Plotter. Dies hängt damit zusammen, dass ich mich zum einen viel mit der Thematik „Wie schreibe ich einen Roman“ beschäftigt habe und ich ein Mensch bin, der gerne innerhalb einer festen Struktur oder eines Plans agiert.

Das Outlining bietet einige Vorteile gegenüber dem Discovering. Vor allem unerfahrene Autoren bietet ein Plott eine Orientierungshilfe. Er kann zu jeder Zeit genau verfolgen, wo er ist. Während des Schreibens kann man sich komplett auf das Schreiben konzentrieren und muss sich nicht mehr um Plot, Charakterentwicklung, die Welt und andere Dinge kümmern. Man trennt die verschiedene Schritte möglichst auseinander um sich auf ein Thema zu konzentrieren. Natürlich wird dies nicht komplett gelingen, da sich die Themen untereinander beeinflussen und man beim Schreiben noch etwas flexibel sein sollte. Das Plotten im Vorfeld hilft auch dabei einen stimmigen und nachvollziehbaren Plott zu erlangen. Hier sind logische Brüche schnell zu identifizieren, da man die Handlungsschritte und die daraus resultierenden Folgen gut erkennt. Gerade am Anfang kann man hier bereits erste „Testleser“ einspannen, die einem helfen eine logische und nachvollziehbare Kette aus Handlungen und Wirkungen zu erschaffen. Somit spart man sich beim Überarbeiten hoffentlich etwas Zeit oder kann hier den Fokus auf andere Dinge legen. Ein Plott stellt metaphorisch einen Reiseplan dar, ohne zu genau ins Detail zu gehen. Mit diesem Plan fällt es mir deutlich leichter zu sehen, wo bin ich, wo muss ich hin. Ich lasse mir aber offen, wie ich die einzelnen Szenen ausgestalte. Zudem weiß ich, dass ich eine stimmige Geschichte habe, die ich eigentlich nur noch aufschreiben muss. Es motiviert mich mehr, wenn ich mein Ziel vor Augen habe. Mit einem Plott kann ich mir leicht Zwischenziele setzten, die es schaffen mich zu motivieren, wenn ich keine Lust aufs Schreiben habe. Zudem weiß ich zu jedem Zeitpunkt,wie es weiter geht und ich muss mir keine Sorgen machen, ob meine Ideen überhaupt für einen kompletten Roman reichen oder ob ich in der Mitte der Geschichte nicht mehr weiter weiß und keine Lösung für das Problem finde.

Ich hoffe es ist klar geworden, warum ich es für mich für Nötig erachte, zu planen und zu plotten. Doch wie weit geht nun meine Planung. Ich möchte dies an einer Reise von München nach Berlin aufzeigen. Der extreme Discovery Writer ist in München und macht sich auf die Reise. Er fährt einfach drauf los ohne zu wissen wohin er will und was er erleben möchte. Wenn es ihm wo gefällt bleibt er dort, bis es ihn weiterzieht. Irgendwann kommt er in Berlin an und stellt fest, dass seine reise zu Ende ist. Der extreme Outliner würde die Reise zur Gänze Planen, sprich er würde festlegen er fährt von München nach Berlin. Er könnte im Vorfeld genau sagen, was er an jedem einzelnen Tag macht. Im Nachhinein wird er (vielleicht) feststellen, dass er im großen und ganzen seinen Plan erfolgreich umgesetzt hat, aber einige spannende und interessante Orte auf seiner Reise nicht besuchen konnte, da er sie im Vorfeld nicht berücksichtig hatte. Jeder Autor muss für sich die richtige Mischung aus Planung und Flexibilität finden um einen guten Roman zu schreiben. Bei mir sieht das momentan ungefähr so aus: Ich will von München nach Berlin fahren. Auf jeden Fall werde ich unterwegs Halt in Augsburg, Ulm, Stuttgart, Karlsruhe, Frankfurt, Köln, Hannover, Bremen und Hamburg machen. Ich weiß in jeder dieser Städte Dinge, die ich unbedingt sehen will. Ich lasse mir aber den Freiraum auch noch andere Orte zu besuchen. So habe ich zwar einen Plan, der meiner Reise Struktur verleiht, aber noch flexibel genug ist spontane Ideen mit aufzunehmen und die Reise letztendlich so zu gestallten, dass ich sie mir nicht besser vorstellen könnte. Ob ich diese goldene Mitte bei meiner Planung treffe, kann ich beim ersten Roman schwer sagen. Hier verlasse ich mich auf mein Gefühl und halte mir offen, das nochmal zu überarbeiten und verändern.