Geschichten können aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Dabei hat die Perspektive einen ganz entscheidenden Anteil, wie sie beim Leser ankommt. Manche Informationen kann eine bestimmte Erzählperspektive auch nicht übermitteln, da der Erzähler diese Information gar nicht besitzen kann. Es ist also wichtig für einen Autor sich im Vorfeld Gedanken zu machen, welche Perspektive er wählt. Ein zu häufiges Wechseln der Erzählperspektive kann abschreckend und verwirrend wirken. Erzählperspektive bedeutet nichts anderes aus welchem Blickwinkel die Geschichte erzählt wird. Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen drei Erzählperspektiven:

1. Objektive Erzähler

Der objektive erzählen zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht Bestandteil der Handlung ist, sondern nur ein außenstehender Beobachter. Er kann also nur das beschreiben, was er wahrnehmen kann. Er kann also keine Gefühle, Gedanken, Pläne oder Beweggründe der Personen wiedergeben, soweit diese sie nicht explizit aussprechen. Im Idealfall bewertet er auch das Geschehen nicht. Darunter leidet vor allem die Identifikation des Lesers mit den Figuren, da diese hauptsächlich auf den Beweggründen und Gefühlen einer Figur beruht. Dagegen kann diese Perspektive einer Person etwas geheimnisvolles verleihen. Die Motive und Gedanken bleiben für den Leser verborgen und er wird sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Somit wird diese Perspektive häufiger eingesetzt um den Schurken in Erscheinung treten zu lassen ohne zu viel über ihn zu verraten.

2. Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler nimmt stets eine subjektive Position ein, da er selbst direkt in der Handlung dabei ist. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um den Protagonisten oder den Antagonisten handeln, auch eine Nebenfigur kann als Ich-Erzähler fungieren. Der Vorteil dieser Perspektive ist, dass wir uns daran seit Kindesbeinen gewohnt haben, da Erlebnisse aus dem Alltag meist aus dieser Perspektive geschildert werden. Der Leser erhält einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt des Erzählers und kann eine tiefe Bindung zu ihm eingehen. Somit gibt dieser seinen subjektiven Eindruck des Geschehens ab und bewertet das erlebte aufgrund seiner eigenen Persönlichkeit.Der große Nachteil des Ich-Erzählers besteht darin, dass er nur über die Dinge berichten kann, die er selbst erlebt hat und auch nur seine eigenen Gefühle und Gedanken kennt. Zudem ist es in meinen Augen die herausforderndste Erzählperspektive für einen Autor um den Leser über ein gesamtes Buch hinweg zu begeistern.

3. Auktoriale Erzähler

Der auktoriale Erzähler ist ein allwissender Erzähler. Er kann in sämtliche Köpfe hineinschauen und gibt wieder, was sich dort alles an Gedanken und Gefühlen abspielt. Vor ihm bleibt kein Geheimnis offen und er kann auch von verschiedenen Ereignissen zur gleichen Zeit berichten. Dies führt dazu, dass der Leser schnell überfordert wird durch diese Flut an Informationen. In vielen Fantasyromanen findet man den auktorialen Erzähler. Meist wird er aber in seiner Allmacht etwas beschränkt. So kann er nur in einige wenige Figuren hineinschauen und deren Gefühle und Gedanken wiedergeben. Diese ausgewählten Figuren werden dann auch als personale Erzähler bezeichnet. Dadurch schafft der Autor eine enge Bindung des Lesers zu den Perspektivfiguren ohne ihn zu überfordern, da er nicht von allen beteiligten Figuren die Gedanken erfährt. Der personale Erzähler gibt seine subjektive Wahrnehmung preis. Dabei wird die dritte Person verwendet. Dabei sollte der Autor seinen Sprachstil variieren, je nachdem aus welcher Perspektivfigur wir der Handlung im Moment folgen. Ein Ork hat einen anderen Wortschatz als ein kleines Mädchen.

Natürlich muss sich ein Autor nicht auf eine Perspektive beschränken. Es steht ihm offen diese so oft zu wechseln, wie es ihm beliebt. In meinen Augen sollte die Zahl der Perspektivwechsel aber beschränkt sein und nur zwischen den Kapiteln oder einem markanten Szenenwechsel stattfinden. Ansonsten kann es schnell passieren, dass der Leser überfordert ist, sämtlichen Handlungen zu folgen. Gerade am Anfang eines Handlungsstranges ist es sinnvoll diesem etwas Zeit einzuräumen, bevor man wieder in eine andere Perspektive springt. So hat der Leser genügen Zeit sich wichtige Informationen bis zur Fortsetzung dieser Handlung einzuprägen. Der wohl häufigste Perspektivwechsel ist wohl der Wechsel zwischen verschiedenen personellen Erzählern.

Bei der Wahl der Erzählperspektive stelle ich mir als Autor immer eine Frage: Welche Perspektive ist notwendig, um dem Leser alle Informationen zu geben, die er benötigt und welche unterstützt die Wirkung der Geschichte am besten. Einen Perspektivwechsel nehme ich nur dann vor, wenn er nötig wird um dem Leser wichtige Informationen zukommen zu lassen oder ich damit etwas als Autor aufzeigen will. Nur aus dem Grund heraus mein Können, in verschiedensten Perspektive zu schreiben, zu zeigen, darf niemals ein Argument für einen Perspektivwechsel sein. Die Erzählperspektive soll stets die Handlung, Spannung und Dynamik der Geschichte unterstützen. So können sich die Wechsel der Perspektive ebenso zum Höhepunkt hin zuspitzen, wie die Handlung um die Spannung noch weiter zu erhöhen.

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