Die Anfänge meiner Berührung mit der Fantasy liegen nicht in Büchern oder Filmen, sondern in Computerspielen. Und hier auch nicht in den so naheliegenden Rollenspielen sondern in Strategie und Wirtschaftssimulationen. Ja, bei der Recherche zu diesem Beitrag war ich selbst überrascht, dass Siedler II als Wirtschaftssimulation gesehen wird.

Der Einstige war dann auch eben jenes Siedler II. Es muss so im Alter von 6 bis 7 gewesen sein, als mich mit Siedler II zum ersten Mal ein PC-Spiel fesselte. Schon die Installation mit CD-Wechsel war an Dramatik und Fehlversuchen kaum zu überbieten. Die Kampagne habe ich stundenlang gespielt und es war eine wahre Freude, auch wenn die Story noch sehr im Hintergrund stand für mich persönlich. Auch mit dem Titel Knights an Merchants änderte sich dies nicht gewaltig. Dennoch habe ich noch die kurzen Filmsequenzen und eine wirklich gut dargestellte Kampagne mit einer tollen und vor allem langen Geschichte vor Augen. 

Mein erstes Highlight war dann aber Stronghold. Die Kampagne war liebevoll gestaltet, in der deutschen Version musste man die Deutschlandkarte von 4 Gegnern befreien. Diese hatten den eigenen Vater umgebracht und nun musste man im Land für Gerechtigkeit sorgen. Ein gutes und starkes Motiv. Neben der tollen Story blieben mir vor allem die Widersacher im Gedächtnis, die Ratte, die Schlange, das Schwein und der Wolf. Sie verkörpern 4 grundlegend andere Gegner und dennoch stellt ein jeder von ihnen einen idealen Bösewicht dar. Die ängstliche, schwächliche und etwas dümmliche Ratte, die als erstes ins Feld geschickt wurde. Darauf folgte die hinterlistige und geldgierige Schlange, die ein schmieriger Typ wie Kleinfinger ist. (Sie sieht ihm auch ähnlich). Jeder starke Bösewicht hat so jemanden gerne als Handlanger. Das Schwein ist der Gegner fürs Grobe. Rücksichtslos stürzt er sich mit vollem Einsatz wie ein Berserker in die Schlacht und wird dabei schon mal mitgerissen vom Geschehen. Über all dem stand der mysteriöse Wolf, der im Hintergrund die Fäden zeiht, schwer einzuschätzen ist und doch derjenige ist, der den Vater umgebracht hatte. Ein tolles Spiel, mit gelungener Story. Die Nachfolger konnten daran nicht immer komplett anschließen, aber gerade Stronghold Crusader war später ein weiteres Highlight. 

Im gleichen Jahr kam ich auch in den Genuss von Gothic. Mein erstes Rollenspiel und ich war begeistert und fasziniert von der Spielwelt, dem Plot und den Möglichkeiten den Charakter zu entwickeln. Eigene Handlungen hatten Auswirkungen auf die Story und so konnte man, trotz gleichen Grundkonflikts, das Spiel mehrmals spielen. Im Grunde war der Plot sehr gut durchdacht und selbst für die damals noch (aus technischen Gründen) begrenzte Spielwelt gab es eine tolle und vor allem authentische Erklärung. Man hatte viele Möglichkeiten, egal ob altes Lager, neues Lager oder die „Sumpfspinner“. Quests waren teilweise auch nicht das einfache Lauf dahin, hol jenes, töte dieses, sondern hatten eine Story, die man lesen bzw. hören musste um die Lösung zu finden. Alles fügte sich zusammen und führte zu einem epischen Finale gegen den Schläfer. Der zweite Teil der Reihe setzte dann perfekt an diesem Ende an und bildete in einer größeren Spielwelt immer noch eine tolle Story und die Entwicklungsmöglichkeiten des ersten teils. Leider wurde dann beim dritten Teil mehr auf die Welt und Graphik geachtet als auf eine tolle und ausgewogene Story. Und obwohl es noch zwei Spieletitel gab, die sich um das Erbe dieser Reihe bewarben, hat mich der Flair der ersten beiden Teile in keinem anderen Spiel mehr erreicht. Letztlich zählt bei solchen Titel eine gute Story mehr als Grafik und die Größe der Spielwelt. Dies haben sie mit Büchern gemeinsam! Nur lässt sich heutzutage über einen tollen Plot kaum ein Spiel mehr verkaufen.

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