Fantasy ist spätestens seit Herr der Ringe ein Begriff in Deutschland. Doch was verbirgt sich dahinter? Welche Bücher und Filme fallen alles unter Fantasy? Wie erkenne ich Fantasy und gibt es Erkennungsmerkmale, die sich in Werken dieses Genres immer finden lassen? In Deutschland ist das Bild der Fantasy sehr geprägt durch Herr der Ringe. Doch Fantasy ist weitaus mehr als erfundene Welten, Orks und Elben und der Kampf gut gegen Böse. Oder sind dies doch die Kernmerkmale von Fantasy?

Die einfachste, aber auch unbefriedigende Antwort auf die Frage ist: Fantasy sind all jene Werke, die der Buchhändler im selbigen Regal ausstellt oder der Kinobetreiber diesem Genre zuordnet. Doch hier ist man so schlau als wie zuvor. Oft denke ich mir nach einem Kinofilm, dass er genauso gut in ein anders Genre passen würde. Doch was sind nun Kriterien, die ein Fantasywerk erfüllen muss?

Fantasy beruht auf der menschlichen Fantasie. Da diese viele Ausprägungen hat, findet sich dies auch im Genre wieder. Für alle Metallfans ist der vergleich zur Metallmusik sehr greifbar. Auch dort gibt es viele Subgenres, die auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten haben. In meinen Augen kann man nur wichtige Kernelemente aufzählen und muss dann abwägen inwieweit diese erfüllt sind.

Magie

In Fantasy begegnet man meist einer Form von Magie oder dem Übernatürlichem. Diese hat aber keine Nebenrolle in der Geschichte, sondern beeinflusst und verändert den natürlichen Ablauf der Dinge. Häufig ist sie ein zentraler Teil des Konfliktes und der Held muss erst den Umgang mit ihr üben, damit er das Problem lösen kann. Die wichtigste Annahme zur Magie ist aber, dass sie innerhalb der Geschichte als real und funktionierend angesehen wird. Somit stellt sie einen Bruch mit der Realität dar. Somit hilft sie dem Leser sich in die fantastische Geschichte hineinzufinden. Es Bedarf auch keiner wissenschaftlichen Erklärung. Stattdessen benötigt das Magiesystem plausible Begrenzungen ihrer Macht, damit der Plot glaubwürdig scheint. Ansonsten würde stets die Frage aufkommen, warum das Problem nicht direkt auf Seite drei mit Hilfe der Magie komplett gelöst wird.

Die Welt

Ein weiteres wichtiges Merkmal für Fantasy ist die Welt. Dabei handelt es sich entweder um eine frei erfundene, in der Magie, fantastische Völker oder Fabelwesen zu Hause sind wie in Herr der Ringe. Diese Welt muss aber nicht zwangsläufig an eine Epoche der Vergangenheit unserer Erde angelehnt sein. Es können auch die verschiedensten Epochen miteinander verbunden werden. Genauso kann die Geschichte auch in einer zukünftigen Welt spielen. Fantasy muss nicht in einer dem Mittelalter ähnlichen Welt spielen! Es kann sich aber genauso auch um unsere Welt handeln, der eine weitere Ebene hinzugefügt wird. Diese Ebene beheimatet dann das Übernatürliche und ist nicht jedem Bewohner zugänglich. Dies findet man in Harry Potter. Nur Zauberern offenbart sich die magische Welt und nur sie können Hogwarts besuchen. Bei der Welt sind dem Autor (fast) keine Grenzen gesetzt. Die Welt kann sehr klein sein, aber auch riesige Ausmaße annehmen. Solange die Welt zum Plot stimmig ist, kann man sie als Autor gestalten, wie man möchte. Um diese Stimmigkeit hinzubekommen kann es helfen sich die Geschichte dieser Welt in Stichpunkten zu notieren. Das schöne ist, dass man hier Gott spielen kann. Wie schaut die Welt aus? Welche Völker leben dort? Was für Krise gab es? Welches Volk ist das dominierende Volk? All dies sind Frage, die den stimmigen Hintergrund für die Geschichte bilden. Selbst eigene Religionen und Götter, sowie eine Schöpfungsgeschichte können erfunden werden und Parallelen zu unsere eigene Welt zeigen. Solche Parallelen sind in meinen Augen wichtig, damit der Leser schneller in die Welt hineinschlüpfen kann und nicht nur neues vorfindet.

Gut gegen Böse

Fantasygeschichten handeln häufig vom Kampf Gut gegen Böse. Dabei bedienen sich beide Seiten dem Übernatürlichen oder magischem Element. Während das Böse dies schon beherrscht und dadurch Auslöser des Problems ist, muss der Held dies erst erlernen und eine Entwicklung nehmen. Meist steht das Gute im Mittelpunkt. Dem Protagonisten stehen dabei Lehrmeister und Gefährten bei, die ihm bei seinen Aufgaben unterstützen und ihm bestimmte Dinge lehren. Ohne diese Hilfe könnte der das Böse nicht besiegen. Das Böse ist allgegenwärtig und taucht in ganz unterschiedlichen Formen auf. Zunächst sind es nur schwache Handlanger. Im Verlauf der Geschichte tritt der Protagonist gegen immer stärker werdende Komplizen des „Oberschurken“ an. Im letzten Schritt kommt es dann zum Showdown zwischen dem Helden und dem Schurken. Hier findet man häufig zwei fast schon typische Eigenschaften dieses Showdowns. Zum einen muss der Held nun ohne seine Gefährten auskommen und aus eigener Kraft siegen. Zum zweiten wird um Spannung aufzubauen es zunächst danach aussehen, als ob das Böse triumphiert. Doch der Held rappelt sich auf und hat die Möglichkeit zu siegen. Nun ist es ein offener Kampf und je nach Laune des Autors siegt das Böse oder das Gute. In den meisten Fällen erringt aber der Held den Sieg und es kehrt Frieden ein in die Welt.

Dies ist nur ein Versuch, das Genre möglichst genau einzugrenzen, obwohl Fantasy so vielfältig ist, dass dies nahezu unmöglich erscheint. Werke des Genres können all diese Merkmale aufweisen oder auch gar keines. Es gibt auch noch weitere Merkmale von Fantasy. Allerdings sind dies meiner Meinung nach die Prägnantesten um sich diesem Genre anzunähern. Das schöne an der Fantasy ist, dass jeder eine etwas andere Ansicht darüber hat!

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