Weltenbau ist ein sehr zeitintensives und umfangreiches Unterfangen. Neben der geographischen Gestaltung bedarf es weitaus mehr. Es muss eine kurze Geschichte über die Entwicklung der Welt geben, verschiedene Völker müssen entworfen werden, die Frage der Religion und Sprache geklärt werden. Zudem muss geklärt werden, wie weit ist der technische Fortschritt und wie ist bzw. sind die Gesellschaft(en) aufgebaut. All diese Punkte müssen ein stimmiges Bild abgeben und auch mit der geographischen Welt harmonieren. Ich kann keine Welt erschaffen, die nur Reisen zu Fuß kennt, mehrere tausend Kilometer weit ist und in der mein Held von einem Ende bis ans andere in wenigen Stunden reisen muss. Doch ein Schritt nach dem anderen.

Als erstes habe ich Leben in meine Welt gebracht. Hierbei hatte ich die Auswahl aus klassischen Fantasyvölkern und der Möglichkeit eigene zu erschaffen. Zu den klassischen Völkern zählen neben Menschen Zwerge, Elben oder Elfen und Orks. Sicherlich kann man noch über das ein oder andere Volk streiten, aber bei den genannten dürfte große Einigkeit herrschen. Auch bei mir halten diese vier Völker Einzug in die Welt. Allerdings habe ich versucht jedem eine etwas individuelle Note zu geben. So sind zwar die Grundzüge jedem bekannt und der Leser trifft auf etwas vertrautes. Allerdings wird es ihn hoffentlich nicht langweilig werden, weil er mit einigen Details überrascht wird und eine persönliche Note erkennt. Diese halte ich für unabdingbar um die Völker in mein Szenario einzupassen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Völker in verschiedene Gruppen oder Stämme zu unterteilen. Diese können dann auch wieder untereinander verfeindet sein und Potential für Konflikte bieten. Daneben habe ich mich auch versucht noch ein fünftes Volk nach eigenen Vorstellungen zu implementieren. Über dieses möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nichts weiteres verraten. Etwas Spannung soll ja noch bei euch bleiben.

Jetzt, da die Völker in der Welt umherziehen ist es wichtig sich Gedanken zu machen, wer beherrscht welches Gebiet. Wer ist mit wem verfeindet oder befreundet? Wer dominiert momentan in der Welt und warum? Fragen über Fragen also. Diese sind natürlich in Berücksichtigung auf den Plot zu klären. Unabdingbar hierfür halte ich es , sich Gedanken über die Geschichte der Welt zu machen. Wie in der realen Welt sind viele Konflikte über Jahrzehnte gewachsen und haben sich dann im Laufe der Zeit immer weiter verfestigt und hochgeschaukelt. Somit sollte man meines Erachtens einen mehr oder weniger kurzen Zeitablauf erstellen, was in der Welt schon alles geschehen ist bis zum Punkt an der die Story beginnt. Dies hilft auch im späteren verlauf erheblich, wenn man verweise auf bedeutende historische Ereignisse Bezug nimmt. So kann man vermeiden sich irgendwann selbst zu widersprechen und die innere Logik beizubehalten. Natürlich muss man nicht alles einzeln ausformulieren. Stichpunkte reichen oftmals dazu aus. Wer jedoch Lust daran hat, kann hier schon einen sehr umfangreichen Text erschaffen. Gerade Tolkien hat hier viele Geschichten über Mittelerde verfasst, die im Vergleich zu seinen anderen Werken eher unbekannt sind. So teilt er die Geschichte Mittelerde in große Zeitabschnitte, die Zeitalter ein. Den Übergang in ein neues Zeitalter wird durch ein bedeutendes Ereignis ausgelöst, wie zum Beispiel Der Auszug der Elben aus Mittelerde zum Ende des dritten Zeitalters.

Nach den Völkern und den Beziehungen untereinander ist es Zeit sich Gedanken über das Erscheinungsbild der durch die Völker geschaffenen Gesellschaft zu machen. Als erstes habe ich die Frage der Herrschaftsform aufgeworfen. Hier gibt es aus der Menschheitsgeschichte ein breites Angebot, von Tyrannei bis Demokratie kann man sich hier austoben. Für das Böse wird oftmals die Form des Tyrannen gewählt. Dies unterstütz das menschliche Denken, da Tyrannen für uns von Kindesbeinen an als schlecht und böse gelten. Da meist die Welt feudalistisch geprägt ist, findet auch die Monarchie Einzug in die Welt. Diese eignet sich für alle Völker gleichermaßen. Besonders fortschrittlichen oder freiheitsliebenden Völkern kann man auch eine Demokratie spendieren. Natürlich gibt es zwischen diesen drei Formen zahlreiche Abstufungen. Hier gilt es sich genau zu überlegen, wie weit man gehen möchte. So kann die Wahl der richtigen Herrschaftsform einen Spannungsbogen vervollständigen, aber auch durch endlose politische Verwirrungen aufblasen und im schlimmsten Fall durch Langeweile zerstören. Deshalb erachte ich diesen Punkt als äußerst wichtig in den Überlegungen.

Neben der Herrschaftsform gibt es aber noch weitere Dinge. Wie leben grundsätzlich die Menschen? Meist gibt es wenige sehr große Städte und die Mehrzahl der Bevölkerung lebt auf dem Land. Aber auch hier kann man natürlich von der Norm abweichen, wenn es eine gute Begründung gibt. Gibt es eine Währung in der Welt, wie zum Beispiel Münzen, Gold oder ähnliches? Wie weit ist die Architektur? Was für individuelle Stile gibt es und welche Bauwerke aus welchem Material errichte die Völker? Wie schaut sie Ernährung aus Betreiben vielleicht schon manche Völker Viehzucht oder gibt es Fleisch nur von der Jagd? Wie kleiden sich die Bewohner? Was für Rohstoffe gibt es, welche Bedeutung und welchen Wert haben sie und wie sind sie verteilt? Eine asymmetrische Verteilung von strategischen Rohstoffen fördert Konflikte. Welche Waffen gibt es und wie schaut das Militär aus? All diese Fragen scheinen auf den ersten Blick relativ irrelevant für die Geschichte. Ich halte es dennoch für wichtig sich darüber als Autor kurz Gedanken zu machen und diese zu notieren. Denn nur wenn ich die Welt selber gut genug kenne, kann ich ein in sich stimmiges Bild dieser Welt an meine Leser vermitteln.

Was nun noch fehlt, sind die Gedanken über Religionen und eine Schöpfungsmythos innerhalb dieser, Magie und die Verteilung von Gut und Böse. Diese werde ich euch nächste Woche präsentieren.

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, […]“. So beginnt der wohl bekannteste Schöpfungsmythos der westlichen Welt. Fantasy, vor allem High Fantasy, bedarf der Erschaffung einer eigenen Welt. Dabei geht es allerdings vordergründig wenig mythisch zur Sache. In meinem Fall bedeutet dies, ich erschaffe die Welt am Computer und mit Zettel und Stift. Nur im Hintergrund wird ein eigener Schöpfungsmythos erzeugt. Dieser wird, wenn überhaupt, nur in kurzen Ausschnitten dem Leser offenbart. So schön es ist „Gott“ zu spielen, so anstrengend ist es auch. Es gibt eine Vielzahl an Punkten zu beachten. Zudem muss ich eingestehen, dass ich deutlich länger als sieben Tage gebraucht habe. Die Erschaffung ist noch längst nicht abgeschlossen, da ich mir noch etwas Gestaltungsspielraum gelassen habe um beim Schreiben flexibel zu sein. Dennoch steht schon eine bunt gefüllte Welt. Dabei bin ich folgendermaßen vorgegangen.

Begonnen habe ich klassisch mit einem Stift und Papier. Zunächst habe ich mir überlegt, wie soll meine Welt grundsätzlich aussehen. Wie viele Kontinente gibt es? Gibt es Inseln oder Inselgruppen? Da ich hier schon sehr genaue Vorstellungen im Kopf hatte ging das recht flott. Da ich direkt die Karte am Computer umsetzten wollte habe ich mich gefragt, wie kriege ich natürliche Küstenverläufe hin. Hier hat mir sehr mein Grafikprogramm Gimp geholfen. Hier gibt es tolle Funktionen um zufällige Umrisse zu erschaffen. Diese wurden dann kopiert und in einem neuen Bild zu einer großen, einer kleinen und mehreren Inseln zusammengesetzt. Somit hatte ich schonmal die äußerste Form meiner Welt. Diese galt und gilt es nun noch zu füllen und zu einer lebendigen Welt mit Flora und Fauna zu machen. Dafür druck ich mir stets die aktuelle Version der Karte aus und male zunächst mit einem Stift die nächsten Elemente ein, ehe ich sie in meine Karte am Computer übertrage.

Zunächst machte ich mir aber noch Gedanken darüber, welche Klimazonen, welche Völker, wie viele Reiche, etc. in meiner Welt beheimatet sind. Sollen die Reiche gut passierbare Grenzen zueinander haben, an der es zu Auseinandersetzungen kommen kann oder eher natürliche Grenzen, wie ein großer Fluss oder Gebirge? Bei mir wird es beide Arten von Grenzen geben. Hohe Gebirge bieten sich zum Beispiel als Rückzugsort für eine unterlegenes Reich an. Dort im Schutze der Natur kann es ohne Angst gedeihen und zu einer Bedrohung heranwachsen.

Schritt eins war nun die Verteilung der verschiedenen Klimazone. Hierbei habe ich mich in etwa an der Nordhalbkugel orientiert. Soll heißen im Norden gibt es eine von Eis bedeckte Polregion, während es im Süden deutlich wärmer ist. Dies wirkt sich natürlich auch auf das Erscheinungsbild der Völker aus. Im Norden sind die Bewohner blasser, im Süden braungebrannt. Ebenso platzierte ich eine Wüste und eine Sumpfregion.

Nachdem dies übertragen war, kamen die Gebirge an die Reihe. Diese spielen natürlich eine wichtige Rolle als natürliche Grenze. Aber auch wichtige Rohstoffe sind in den Tiefen unter den Bergen zu finden. Gerade Gebirge beeinflussen das Klima sehr. Sie können Wind aufhalten, regenreiche von regenarmen Regionen trennen und noch vieles mehr. Deshalb war es für mich wichtig, diese möglichst früh in meiner Welt zu platzieren. Dabei habe ich darauf geachtet, dass Gebirge sowohl in Nord-Süd, als auch Ost-West Richtung verlaufen. Dazu habe ich zunächst nur Linien mit dem Lineal gezogen, wo ich eine Bergkette entstehen lassen wollte. Für die Umsetzung am Computer habe ich mir dann in Gimp animierte Pinsel mit verschiedenen Bergen erstellt und dies an den entsprechenden Stellen eingefügt. Als zweiten Schritt habe ich dann noch Hügel eingefügt, um eine besser Höhenabstufung zu bekommen. Somit habe ich nun auch Hügel, Berge und natürlich auch Ebenen in meiner Welt.

Als nächsten Schritt habe ich mich an die wichtigste Bedingung für Leben gewagt: Wasser. Flüsse an denen mächtige Städte wachsen können, die die Sumpfregion durchqueren und Ebenen zu fruchtbaren Gegenden machen. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Natürlich ist die Lage der Flüsse schon etwas eingeschränkt durch die bereits bestehenden Hügel und Bergketten. Ein Fluss fließt nunmal Bergab, in Richtung Meer oder er versickert in der Wüste. In Becken und Senken können sich entlang des Flussverlaufs Seen bilden. Zur Mündung hin werden die Flüsse meist breiter und sind für Schiffe zugänglich. Somit musste ich mir nun auch Gedanken machen, inwieweit Wasser als Handels- und Transportweg genutzt werden soll. Neben Wasser habe ich im gleichen Schritt auch noch Wälder hinzugefügt. Große Waldgebiete bieten eine Vielzahl von Optionen. Von einem verborgenen Waldelbenreich bis hin zu einem Rückzugsort für das Böse. Natürlich habe ich schon im Sinn, für was der große Wald genutzt werden soll.

Nachdem nun die wichtigsten natürlichen Begebenheiten verteilt wurden, war es für mich an der Zeit die Grenzen und Reiche einzutragen. Zunächst musste identifiziert werden, wo natürliche Grenzen bestehen, die im Kontext meiner Welt zu einer (unüberwindbaren) Grenze führen. Anschließend wurden diese durch weitere sinnvolle Grenzen ergänzt. Nachdem nun die verschiedenen Reiche und Territorien feststehen, ist es an der Zeit Städte und Ortschaften zu verteilen. Große Städte bilden sich dabei meist an strategischen Punkten, z.B. an einer Flussmündung, im Schatten einer Bergkette mit reichen Rohstoffen, an Seen oder im Zentrum einer fruchtbaren Ebene. Kleine Ortschaften bilden sich eher dann um diese wichtigen Punkte herum. Allerdings müssen nicht sämtliche Ortschaften in der Karte eingetragen werden, sondern nur diejenigen, die für die Geschichte eine Rolle spielen. Neben Ortschaften und Städten gibt es noch wichtige Punkte zu erschaffen. Vielleicht ist irgendwo ein Steinkreis, für ein magisches Ritual, ein einsamer Berg oder sonst etwas zu finden. Um diesen Punkt ranken sich dann oft Mythen und sie spielen eine wichtige Rolle.

Wenn dies alles erledigt ist, hat die Welt schon eine grobe Gestalt angenommen. Allerdings fehlt noch einiges. Bisher ist noch nichts über die Völker bekannt, Tiere, die Geschichte der Welt,… Dies werde ich jedoch in einem weiteren Beitrag behandeln. Mein Fazit zum Weltenbau: Gott spielen ist schwieriger als man denkt und man muss ganz schön viel dabei beachten.