Vor Kurzem habe ich bei Anna auf Fuchsias Weltenecho einen sehr guten und ehrlichen Beitrag über Selbstzweifel, Selbstkritik und die Mühlen der Zahlen und Vergleiche zu anderen Blogs gelesen. Dies hat mich dazu gebracht, selbst über die letzten Monate nachzudenken und selbst einen Beitrag zu diesem Thema zu verfassen.

Ich habe meinen Blog nun vor gut eineinhalb Jahren gestartet. Anfangs war ich, auch aufgrund von viel Freizeit, sehr motiviert und habe viel Zeit und Energie investiert um ein Design zu wählen, dass mir gefällt, halbwegs professionell aussieht und doch eine gewisse Individualität beinhaltet. Mithilfe eines tollen Fotografen ist mir das auch gelungen!
Ich habe es geschafft wöchentlich einen Beitrag zu schreiben und zu veröffentlichen und habe dafür schnell erste positive Rückmeldungen bekommen. Über meine Social Media Kanäle habe ich erste Kontakte geknüpft, bin aber auch in die Falle geraten: Plötzlich sah ich nicht mehr nur meinen eigenen Blog, sondern mir waren die Augen geöffnet und ich bin auf viele, komplett verschieden Bücherblogs aufmerksam geworden. Schnell haben ich meine Lieblingsblogs gefunden und mit denen habe ich mich auch verglichen. Was haben die Blogs, was ich nicht habe? Wie viele Likes und Follower haben sie? Mein Kopf, da er manchmal doch recht bequem ist, machte mir erfolgreich weis, dass mein Blog einfach uninteressant ist.

Zusätzlich habe ich dann letztes Jahr im Oktober begonnen zu arbeiten, neben meinem Masterstudium, neben meinem Blog und schreiben an meinem Buch steht ja auch auf meinem Zeitplan. Dazu kam ein Umzug von Bayern nach Köln und im Job eine Reisetätigkeit unter der Woche, im Moment nach Hamburg. Zunehmend wurde mein Blog zu einer Belastung und ich musste mich zwingen wöchentlich zu schreiben, denn mein die böse Stimme in mir sagte: Wenn du nicht regelmäßig bloggst, verlierst du Follower!

Mein Selbstvertrauen war in diesem Moment nicht mehr vorhanden. Selbst das Ziel irgendwann mal ein fertiges Buch geschrieben zu haben, war aus meinem Fokus gerückt. Ich fand einfach alles bescheiden, was ich bisher geschrieben hatte. Ich machte meinen Blog, wie eine Maschine ohne das notwendige Herzblut. Ich wollte meine Follower nicht enttäuschen und vergaß dabei auf mich selbst Rücksicht zu nehmen und das zu sehen, was ich gut mache und kann.

Irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich habe alles gestoppt. War eine Zeit lang bei keinem Social Media Kanal online und habe auch meinen Blog nicht mal mehr im Browser angeschaut, wo ich früher täglich meine Besucherzahlen analysiert habe. Ich stand kurz davor, meinen Blog und meine Social Media Seiten zu löschen, weil sie mir zur Last geworden sind. Zum Glück habe ich es nicht gemacht, denn irgendwann kam die Lust zurück. Ich wollte von mir selbst aus wieder einen Beitrag schreiben. Ich habe ihn auf meinem Mac geschrieben, aber nicht sofort veröffentlicht. Ich habe gewartet, mir Zettel und Stift geschnappt und ein paar Regeln für mich definiert:

1. Blogge nur, wenn du gerade dazu Lust hast!
2. Blogge über das, was dir Spaß macht, auch wenn du dann mal auf deinem Bücherblog über Sport oder Kochen schreibst!
3. Du bloggst aus Spaß am Bloggen, nicht um möglichst viele Follower oder Likes zu bekommen!
4. Dein Blog ist fantastisch, solange er so ist, wie du es willst!
5. Fehler (Rechtschreibung, Design,…) gehören dazu und machen dich als Blogger sympathisch!
6. Wenn du es schaffst pro Woche 10 Seiten zu schreiben, dann hast du in einem Jahr 500 Seiten geschafft!
7. Egal was ander sagen, du hast einige gute Freunde, also Frage sie nach ihrer Meinung und blende die anderen aus!
8. Wenn mal drei Wochen nichts passiert, dann ist das auch schön! Genieße die frie Zeit!
9. Dein Buch wird ein Bestseller!
10. Du bist perfekt!

Immer wenn meine alten Selbstzweifel über mein introvertiertes, nachdenkliches und in mich gekehrtes Wesen herfallen, öffne ich die Schublade, lese die Liste, denke kurz darüber nach und bin erstaunt, wie Recht ich habe. Meine Followerzahlen sind nicht groß gestiegen – interessiert mich nicht, solange die Liste meiner wahren Freunde nicht schrumpft! Du hast schon wieder 2 Wochen lang nichts gebloggt – egal, ich habe dafür viele ander schöne Dinge gemacht in dieser Zeit! Dein Buch ist miserabel – wenn ich mir manche Blockbuster im Kino ansehe, reicht es durchaus noch für eine erfolgreiche Hollywoodverfilmung!

Solche Gedanken zur Aufheiterung müssen nicht immer ganz ehrlich gemeint sein, Abers sie helfen ungemein um auch wieder die positiven Dinge zu sehen. Und wenn alle Stricke reisen, gebe ich halt auch mal was geschriebenes an einen Freund ab und hole mir Feedback von einer Person, die ich schätze und wo ich mir sicher bin, dass sie es ehrlich mit mir meint.

Leider musste ich feststellen, dass auch Verlage und andere Blogger diese Fixierung auf Follower und Likes (unbewusst) fördern. Auf der Leipziger Buchmesse hatte ich ein kurzes Gespräch mit einem Verleger eines kleinen Verlages:

Verleger: „Du bist also Buchblogger. Wie bewertest du denn?“
Ich: „Ja. Ich vergebe Federn, wie bei Amazon Sterne.“’
Verleger: „Federn, wie fast jeder Buchblog.“
Ich: „Ja, aber bei mir ist das gesamte Design auf die Federn mit Schwert und Buch ausgerichtet (Zeigt auf sein T-Shirt mit dem Logo), das findet sich halt auch in meinem Bewertungssystem wieder.“
Verleger: „Wie viele Follower hast du denn?“
Ich: „So 130 auf Facebook, 50 auf Instagram und …“
Verleger: „Okay, als bist du doch sehr klein, ich muss dann mal weiter.“

Dieses Gespräch hat mir persönlich viel weitergeholfen. Zuerst fand ich es erschütternd und es hat meine Selbstzweifel genährt, wie ein Festmahl einen Verhungernden. Aber jetzt mit etwas Abstand bin ich daran gewachsen.

Ich halte es nun frei nach Tyrion Lannister: „Vergiss nie, wer du bist. Der Rest der Welt wird es auch nicht. Trag es als eine Rüstung und es wird dich nie mehr verletzten.“ Ich bin mittlerweile Stolz auf meinen Blog, schreibe einen neuen Artikel, wenn ich dazu Lust und Zeit habe und erfreue mich wieder an vielen netten Gesprächen in den Social Media Kanälen. Ich sehe, wie gut mir mein Blog gefällt und alles andere ist mir egal! Ich lerne immer mal wieder nette Menschen kennen und habe interessante Diskussionen mit ihnen und das reicht mir auch vollkommen aus. Und das aller wichtigste, ich probiere momentan verschiedene Dinge aus. Solange ich daran Spaß habe, werde ich das auch weiter machen! Denn nur wer Dinge ausprobiert, kann auch tolle neue Erfahrungen machen. Was für das Essen gilt, gilt fürs Bloggen schon lange!

Follower Zahlen machen genauso wenig glücklich, wie ein Haufen Geld auf dem Konto! Wichtiger ist, dass man mit sich selbst zufrieden ist und für sich sagen kann: „Ich habe mein bestes gegeben!“ Alles ander liegt nicht in meiner Macht! Ich bin dankbar, dass ich dies mit Hilfe meines Blogs lernen durfte und freue mich, dass mir das im Moment gut gelingt! Ich bin Stolz auf das, was ich hier mache und sehe, was ich gut kann!

Lasst euch nicht unterkriegen, genießt eure tollen Blogs, so wie sie sind, und habt Spaß am Bloggen. Und wenn es euch zu viel wird, ihr werdet von niemandem zu irgendwas gezwungen! Vergesst nicht euch auch mal eine Blogauszeit zu gönnen!

10 thoughts on “Über das Bloggen, Schreiben und Selbstzweifel

  1. Hey 🙂

    ich hab meinen Blog seit Mai und muss sagen, dass auch die Zweifel, von denen du redest, mich mittlerweile ein, zweimal schon erfasst haben. Auch wenn ich wirklich gerne blogge und unheimlich viele Ideen habe, ist es wirklich immer wieder schwer die Follower und Likes auszublenden, wenn man andere Blogs sieht, die vielleicht ein paar Monate nur länger existieren aber irgendwie das Gefühl hat, dass diese Blogs besser vorran kommen.

    Und vor solch einem Gespräch wie du es auf der LBM schilderst, habe ich irgendwie auch Angst, wenn ich das erste Mal die Frankfurter Buchmesse als Buchbloggerin besuchen werde. Du hast zwar vollkommen recht damit, dass man an solchen Erfahrungen natürlich wächst, aber ich glaube in dem Moment ist man irgendwie trotzdem erstmal ein bisschen perplex.
    Aber deine Tipps gegen diese Selbstzweifel finde ich super 😉 Selbstmotivation ist defintiv der Schlüssel!

    LG

    Andrea

    • Hallo Andrea, das freut mich. Ich denke jeder hat Angst vor so einem Gespräch. Ich habe auch etwas gebraucht um darüber wegzukommen, aber ich hoffe dieser Beitrag hilft dir, wenn es mal bei dir soweit sein sollte. Ich blogge seitdem wesentlich freier und mit mehr Spaß. Und werde auch in den nächsten Monaten noch ein paar Dinge ausprobieren.
      Um mehr Likes zu bekommen müsste ich wahrscheinlich täglich auf meinen Social Media Kanälen ein Bild und Beitrag posten, dafür habe ich aber weder die Lust noch die Zeit. Lieber wachse ich dann langsam und habe aktive Follower, als 2000 Follower-Leichen, die keinerlei Interaktion zeigen.

  2. Immer wieder die bösen Followerzahlen….Dabei sagen die oft überhaupt nichts über die Qualtität eines Blogs aus. Es gibt so viele kleine Blogs, die nur wenige Follower haben und trotzdem liebevolle Rezensionen verfassen!
    Bloggen ist für die Meisten von uns ein Hobby und (zumindest bei mir) bleibt es das auch. Also habe ich auch mal mehr Zeit und Lust auf dieses Hobby oder einfach nicht 🙂

    Ein Hobby soll Spaß machen und keine Belastung werden 🙂

    Danke für die kleine Erinnerung (die 10 Punkte Liste ist wirklich klasse!) und liebe Grüße!
    Eva

    • Ganz meine Meinung. Followerzahlen sagen nicht über den Blog aus. Ich logge, weil es mir momentan Spaß macht und ich so auch mal meine eigenen Gedanken etwas ordnen kann 😉
      Die 10 Punkte Liste schaue ich mir auch mindestens jede Woche einmal an, eher öfters. Und sie hilft echt gut bei mir.

  3. Hallo Christian,

    ich habe deinen Beitrag mit viel Verständis gelesen – ich wage zu behaupten, oft schon gleich empfunden zu haben, gerade was das Thema Follower angeht! Gerade am Anfang ist am total besessen von einer Steigung, gibt sich viel Mühe und steckt arg viel Herzblut in den Blog. Wenn man dann so blöd abgespeist wird (und ich habe so Gespräche auch schon geführt) dann frage ich mich manchmal, warum ich das alles mache. Ich hab das Gefühl, dass sich manche Ansprechpartner noch nicht einmal den Blog angucken und dann schon urteilen.

    Danke, für deinen tollen Beitrag. Deine Worte haben mich echt berührt und zum Nachdenken gebracht.

    Liebe Grüße
    momkki

    • Hallo momkki, das freut mich. Ich will damit auch anderen “kleinen” Bloggern Mut machen. Follower sind schön und gut, aber davon hängt das Leben nicht ab!

  4. Danke für diesen offenen und ehrlichen Beitrag. So etwas wie deine Anekdote mit dem Verleger ist wohl einigen von uns schon passiert. Man kann es denjenigen, deren Job es ist Geld mit Büchern zu verdienen auch nicht verdenken, dass sie so handeln. Darin liegt aber genau der Unterschied. Für die meisten von uns ist Bloggen ein Hobby und nur bei einigen wenigen sind die Übergänge fließend, da Bloggen für sie ein ergänzendes Hobby ist und sie mit Büchern bereits ihre Brötchen verdienen.
    Man muss für sich selbst wissen und festlegen, was man mit dem Blog erreichen möchte und was man bereit ist dafür zu investieren. Ich blogge seit 2012, habe in dieser Zeit Vollzeit gearbeitet und an den Wochenenden studiert. Dieser Anschnitt ist nun vorbei, im September habe ich meine letzte Prüfung. Ich hätte wieder mehr Zeit zum Bloggen, weiß aber noch nicht, ob ich mir diese Zeit wirklich nehmen will und stehe gerade vor einer Grundsatzentscheidung mit noch offenem Ausgang.
    Sich mit anderen vergleichen ist aber nicht nur schlecht, es kommt eben immer darauf an, mit was oder wem man sich vergleicht. Schau dir an, was du in 1 1/2 Jahren erreicht hast und ich in 5 ? Also, sei stolz auf dich und mach weiter, wenn das Bloggen und auch das Schreiben deines Romans dir so viel bedeutet!

    • Vielen Dank! Das wichtigste ist, dass man für sich selbst die richtige Entscheidung trifft und das macht, was einem Spaß macht und man sein Leben genießen kann. Ich wünsche dir viel Glück für deine Prüfung und denn dann neuen Lebensabschnitt!

  5. Hi Christian,

    ich kann 90 % deines Artikels nachvollziehen. Gerade was die Followerzahlen angeht, ist es schön, dass du der Illusion entkommen bist. Was meiner Meinung nach wirklich zählt, ist die Interaktion! Ich habe bei Twitter etwa 4x mehr Follower als du zur Zeit, aber ich habe auf keinem einzigen Blogartikel 4 (jetzt sind es schon 5 😀 ) Kommentare. Du erreichst Menschen und das ist es, was bei einem Blog zählt.. natürlich erst nachdem du selbst Spaß dran hast und dich nicht verpflichtet fühlst.
    Was bringen dir 1000 inaktive Follower, wenn du 300 aktive, interagierende Menschen um dich herum haben kannst? 😉

    Was mir allerdings gar nicht zusagt, ist, dass du auf die Meinung von guten Freunden zählen willst und alle anderen auasblenden möchtest. Wenn du dich mit einem Blog in die Öffentlichkeit begibst, sollte dir die Kritik jedes Lesers relativ wichtig sein. Kritik ist dazu da, um sich aufbauen zu können. Von Anfang an zu sagen, dass du nur die Kritik wahrer Freunde hören willst, könnte dein Selbstbild verzerren.

    Und: Gut, dass du Blog und SoMe nicht gelöscht hast. Das war eine weise Entscheidung, sonst könnte ich hier jetzt nicht rumschwirren und mich davon abhalten, zu produktiv zu arbeiten 😉 Danke dafür!

    • Hallo Kia,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Das ist bei mir auch das erste Mal, dass ich soviel Rückmeldung für einen Beitrag bekomme und es freut mich sehr. Habe da erst vor kurzem an eine Aktion “Kleine Blogs in Sicht” teilgenommen.
      Dabei habe ich erst festgestellt, dass ich die Kommentarfunktion aufgrund von einer Spamflut vor einem Jahr immer noch deaktiviert hatte.
      Was vielleicht nicht ganz so deutlich wird ist, dass ich grundsätzlich ein Mensch bin, der auf jede Kritik eingeht und sich mit ihr auseinandersetzt. Egal ob sie von Fremden oder guten Freunden kommt. Die Regel, die du ansprichst ziehe ich nur zu Rate, wenn ich wieder mal in Selbstkritik und Selbstzweifel zu ertrinken drohe und nur noch Negative Dinge sehe. Da braucht es dann halt jemanden, der mich auch kennt und weiß, wie man mich da rauszieht und von dem ich weiß, dass er zu 100% zu mir steht, egal was passiert! Ansonsten habe ich den Zettel in einer Schublade und schaue mich nach allen Rückmeldungen und Kritiken um und setzte mich damit auseinander.

      Ich finde es auch gut, dass ich beides behalten habe. Erstens habe ich jetzt darüber schon wieder ein paar interessante Gespräche und Diskussionen geführt und es hat mich zu den BartBroAuthors geführt, wo ich in drei Tagen schon sehr viele Dinge mitgenommen habe. Dann wünsche ich dir noch viel Spaß im Schmökern in meinem Blog und wenn du irgendwelche Anmerkungen hast, einfach anschreiben, kommentieren oder eine Eule schicken!

      VG Christian

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